Die auf der Südhalbkugel der Erde
gelegene Doppelinsel am schönsten Ende der Welt hat von immergrünen Regenwäldern, kilometerlangen weißen Stränden, einer gewaltigen Gebirgskette, darunter der Mount Cook, höchster Berg Australiens, bis zu dampfenden Vulkanen und Geysiren mit kochenden Schlammlöchern alles zu bieten. In diesem Naturparadies lebten ursprünglich nur Vögel. Die einzigen einheimischen Säugetiere waren zwei Fledermausarten. Erst als 925 die Maoris (Ureinwohner) mit riesigen Kanus die Inseln besiedelten, kam das Gleichgewicht der Natur ins Schwanken. Hier lebt eine der ältesten Tierarten der Erde, die Tuatara, eine 200 Jahre alte Brückenechse. Mehr als 170 Farnarten sind bekannt. Neuseelands Frauen waren die ersten, die sich das Wahlrecht (1893) erkämpften. 60 Millionen Schafe und 3,4 Millionen Einwohner, davon ca. 13% Maoris, leben auf den Inseln Neuseelands.


Wer an das Ende der Welt in das Land der Farne und Vögel reist, kann auf der Ost- oder West - Route fliegen, es kommt zeitlich auf dasselbe heraus. Ich nahm die Ost - Route über Singerpore. Nach 30 Stunden erreichte ich völlig erschöpft Auckland, die Stadt der 100 Liebhaber, wie sie von den Maoris genannt wird. Auf 60 Vulkanhügeln wurde Auckland 1840 erbaut und war bis 1865 Hauptstadt. Jetzt ist es Wellington. Der französische Geheimdienst versenkte 1985 im Hafen von Auckland die Rainbow Warrior, das legendäre Greenpeace - Schiff. Eine Attraktion ist das einzigartige Unterwasseraquarium, in dem man in einer langen Glasröhre direkt ins Meer laufen oder sich auf einem Laufband, das sich am Boden befindet, vorwärts bringen lassen kann. Neben oder über einem schwimmen Haie und andere Meeresbewohner. Dargaville, etwa 120 km nördlich von Auckland gelegen, war Ausgangsziel, um am nächsten Tag in den Waipoua Kauri Forest zu gelangen. Hier haben 1000-jährige Kaurifichten die fanatischen Holzfällerzeiten überdauert. Als ich den gut ausgeschilderten Wanderpfad, dessen Ränder mit dichtem Bodenbewuchs geprägt waren, zwischen meterhohen Baumfarnen, deren junge Blätter sich noch eingerollt hatten, und mächtigen Kauribäumen entlang lief, sah ich plötzlich etwas Graues durch das Grün des Waldes schimmern. Ich dachte, da steht mitten im Busch eine riesige Holzhütte, aber beim Näher kommen sah ich, dass es sich um einen wuchtigen Baumriesen mit einem Umfang von über 16 m handelte. Es war Te Mahuta Ngahere, der "Vater der Wälder" (ca. 2000 Jahre alt).
Im Te Paki Stream (in Maori "Schönwetterbach") wanderte ich eine gute Stunde in Richtung Tasmansee, zum Ninety Mile Beach, der eigentlich nur 64 Meilen lang ist. Die Wasserhöhe des etwas über 100 m breiten Flusses beträgt nur 5 - 7 cm. Zur linken Seite wurde er von einem dichten Pinienwald gesäumt und zu seiner Rechten stand meterhohes, ausgedörrtes Gras, das so hart wie Eisen und so scharf wie Glas war. Meine geplante Abkürzung musste ich bald aufgeben und im Fluss weiter laufen. Am Strand zwischen den bis zu 150 m hohen Dünen angekommen, zeigte sich mir eine raue, stürmische See mit mächtigem, tosenden Wellengang, die sich auf die wüstenhafte Küste zu bewegte. 5 - 6 km weit reichen die gigantischen Dünen ins Landesinnere. Gut, dass ich gleich nach dem Frühstück, das wieder mal sehr kurz ausfiel, losgewandert bin, denn schon auf dem Rückweg kamen mir die ersten Touristenbusse entgegen, die hier mit Vollgas durchs Flussbett jagen, um nicht stecken zu bleiben. Der endlos lange Strand, so weit das Auge reichte, gehörte mir am frühen Vormittag ganz alleine.
Die schwefelig dampfende an Wald  und Seen reiche Thermalregion bei Rotorua stand nach Cape Reinga, dem nördlichsten Punkt Neuseelands, als nächstes auf meinem Reiseplan. So weit meine Blicke reichten, kochte, blubberte und brodelte die zähflüssige schlammige Erde. Gelb bis grün gefärbte Schwefellöcher stanken unangenehm und verpesteten die Luft. Geysire spuckten laut brausend heißes Wasser in luftige Höhe. Dieses Gebiet war so gefährlich, dass man unbedingt auf den Wegen bleiben musste. In den dichten Wäldern, weit ab von den stinkenden Erdlöchern, luden von der Erdwärme wohl temperierte, tiefe Wildbäche zum Baden ein.
Am 10. Juni 1886 um 1°° Uhr früh brach 45 km von Rotorua der Vulkan Tarawera, im See Rotomahana aus. Die gewaltige wasserthermale Explosion war bis auf die Südinsel zu hören und in Auckland dachten die Menschen, dass eine Invasion der Russen stattfände. Über einen Zeitraum von 3 Stunden fand eine Reihe von Ausbrüchen anderer Vulkane statt und ein Erdbeben kam noch dazu (Kettenreaktion). Die von der Katastrophe betroffene Region erstreckte sich 17 km in die Länge, Felsen wurden gespalten und die Flammen schlugen 300 m hoch in die Luft. Der Ascheregen zog bis nach Rotorua. 3 Maoridörfer wurden verschüttet und 153 Todesopfer waren zu beklagen. Die rosa und weißen Terrassen, die sich über eine Strecke von 7 und 9 acres ( 1 acre = 4047 qm ) erstreckten, wurden vollständig zerstört. Mehrere Millionen Jahre floss warmes Wasser über die Felsen herunter und bildete so die Stufen, in denen sich Kalkstein ablagerte. Diese füllten sich mit Thermalwasser, in denen man baden konnte. Heute wären sie eine der führenden Touristenattraktionen Neuseelands. Damals schrieb die Auckländer Lokalzeitung: "Ein Weltwunder wurde unter Staub und Asche begraben. Ein Wunder, das keinen Vergleich in der Welt hatte, ist verloren gegangen."
Bei MT TARAWERA 4WD TOURS LTD buchte ich nun eine "Nissan Adventure Van" Jeepsafari zum 1111 Meter hohen, noch aktiven Tarawera. Insgesamt waren wir 4 Leute, die zum Vulkangipfel wollten. Mit Dave Patterson, dem Fahrer und Führer, ging es am nächsten Morgen los. Nach einer halben Stunde bog der Nissan in einen steinigen Seitenweg ein. Der nur mit Allrad passierbare, schlaglochübersäte Weg stieg bald steil an. Die Steine, die auf ihm lagen, wurden nun immer größer und ich dachte: viel weiter wird er wohl nicht mehr fahren können. Aber Dave schaltete runter und gab wieder Gas. Meine Begleiter und ich wurden auf unseren hinteren Sitzen auf und ab geschleudert, so dass uns bald die Hintern weh taten. Darauf nahm Herr Patterson aber keine Rücksicht, denn wir wollten es ja abenteuerlich haben und das bekamen wir nun reichlich zu spüren. Der Landrover kippte mal bedrohlich zur einen, mal zur anderen Seite, und man musste sich mit beiden Händen festhalten und mit den Füßen abstützen. Nachdem wir nun reichlich durchgeschüttelt waren erreichten wir die Stelle, an der es zu Fuß weiter ging.
Ein atemberaubender Panoramaausblick auf die mit rötlicher Vulkanasche bedeckten Kraterhügel bot sich uns von hier aus. Am Tarawera angekommen, stand nun der Kraterabstieg bevor. In meterhoher weicher staubiger Asche gingen wir wie auf Eiern 280 m steil bergab. Die Füße sanken bis zu den Schienenbeinen ein und die Schuhe waren restlos mit Asche gefüllt. Stehen bleiben war nicht möglich, da man immer weiter rutschte, und dabei aufpassen, dass man sich nicht auf seinem Hosenboden setzte.

 

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