In den nächsten Bergdörfern geht das Spielchen wieder von vorne los.
Da capo. Die Mauern des Schweigens müssen erneut mit Engelszungen überwunden werden. Eine wichtige Voraussetzung sind gute Nerven. Meine langen Haare und der Bart stimmen sie misstrauisch. Lim meint, die Kinder hätten auch Angst vor meiner langen Nase. Mit einer Übernachtungsmöglichkeit sieht es mau aus. Keine Familie willigt ein. Zurück nach Banlung zu fahren kommt für mich nicht in Frage. In der nächsten Ortschaft steht eine leere Pfahlhütte, das sieht gut aus. Lim soll bei den Dorbewohnern vermitteln. Positiv! Jack Kerouac (On The Road) wäre entzückt. Das Mopped kommt gleich unters Haus und ich inspiziere die ganze Sache mal von innen. Über eine angelehnte Dachlatte klettere ich hinauf und muss feststellen, hier hat schon jemand seinen Schlafplatz. Vielleicht bekomme ich diese Nacht noch Besuch? Denn Lim wird in seiner Hängematte unter dem Haus schlafen. Zum Waschen gibt es eine Quelle 100 m von hier und das Klosett ist dasselbe wie in Kalai Two. In einem offenen Straßenlokal verspeisen wir gebratene Hundesteaks mit Reis als Abendbrot, medium. Das Schlaflager ist eingerichtet und die flammendrote Sonne Kambodschas geht unter. Tief in der Nacht kommen ein paar jugendliche Burschen mit ihren knatternden Bikes zum Haus. Mit der stoischen Nachtruhe ist es nun vorbei. Laut grölend wird ein Feuer entfacht, und zwar genau unter mir. Es wird nun sehr heiß und ich warte erst einmal ab, denn ich bin zu faul zum Umziehen. Die Hitze ist auszuhalten, aber der beißende Rauch sammelt sich im Raum. Ich komme mir vor wie jemand, der ausgeräuchert werden soll. Bald kommt rettender Wind auf. Die vier Halbstarken machen Krach für zehn. Nach dieser schlaflosen Nacht lasse ich mich doch noch von Lim überreden, die nächste Nächtigung in Banlung durchzuführen. Außerdem habe ich kein einziges sauberes Kleidungsstück mehr. Alles ist so verschwitzt und eingestaubt, dass es mit einer Handwäschereinigung nicht mehr in den Griff zu bekommen ist. Eine Wachmaschine muss ran.
Banlung. Der trockene feine Staub ist wieder mein Begleiter. Ich habe noch zwei Tage, und der Ort mit den symmetrisch angelegten, unasphaltierten Straßen ist schnell erkundet. Bleiben nur noch die vier Wasserfälle in der Umgebung, Chaung, Kachang, Katteng und Osean Latr. Am interessantesten ist der hier notorische Chaung-Waterfall. Das Einzigartige an ihm ist, dass man hinter ihn gehen kann. Am Katteng stoßen wir auf zwei Elefantenführer. Für 1$ darf ich aufsitzen und eine Runde drehen. Da der zahme Elefant es nicht gewohnt ist, dass jemand anderes hinter seinem Kopf sitzt, führt er die Kommandos nicht richtig aus. Die Turbotouristen, die hier Stippvisite machen, hocken nämlich in Sitzkörben hinten auf den Rücken der dicken Rüsseltiere. Der stürmische Reitelefant bricht trompetend seitlich aus und droht auf die am Boden stehende Umhängetasche mit meiner Fotoausrüstung zu treten. Der kühne Mahut kann gerade noch rechtzeitig einschreiten.
Der Osean Latr liegt 26 km südlich von Banlung und ist nicht sehr hoch, stürzt sich aber über mehrere pittoreske Katarakte. Obwohl die Landschaft einmalig ist, kommen hierher kaum Besucher.

In Phnom Penh besuche ich das grausame Vernichtungslager Choeng Ek Memorial, bekannt durch den Film „Killing Fields“. Sie ist eine permanent feuchte Träne auf der Wange der Welt. Die legendären Roten Khmer haben hier über 17 000 Männer, Frauen und Kinder bestialisch malträtiert und mit stumpfen Knüppeln erschlagen, um Munition zu sparen. In 129 Massengräbern wurden die Opfer verschart. Einige hat man geöffnet und ihre Gebeine zum Gedenken in einem hohen Glasgebäude untergebracht. Im Tuol Sleng Genozid- Museum sieht man Fotografien und Zeichnungen, wie brutal das Pol Pot- Regime vorgegangen ist. Man wird sofort an das tödliche Erbe von Ravensbrück oder Buchenwald erinnert. Originale Folterwerkzeuge, Eisenketten und Gefängnisverschläge. Das grausame Mosaik der schonungslosen Wahrheit hinterlässt eine blutige Spur. Es umgibt mich eine eisige Kälte. Diesen Anblick wird niemand so schnell verdauen. Müttern wurden die Kinder weggerissen, an den Füßen gehalten und mit den Köpfen an einen Baum geschleudert oder wurden vor den Augen der Mütter hoch in die Luft geworfen und mit aufgepflanzten Bajonetten wieder aufgefangen....



Der Phang Nga - James Bond Felsen in Thailand, eine weitere Station auf meiner Erlebnisreise. Dieser Touristenmagnet ist nach Rattanakiri ein brutaler Sprung in das 21. Jahrhundert.




 


 

Als entspannendes, kulturelles Travelerfinish steht ein Besuch im legendären Simon-Kabarett auf Phucket an.
Vorsicht! Die aphrodisierenden Damen hier hatten alle einmal einen Phallus!

 

 

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