Die
Insel, der afrikanischen Südostküste vorgelagert, ist mit 587 041 km² größer
als England mit Schottland. Madagaskar gehört zu den isoliertesten Gebieten
der Welt. In den noch unerschlossenen Urwäldern der Halbinsel Masoala werden
Hunderte noch unbekannte Pflanzen, Käfer und Schmetterlingsarten vermutet.
Hier leben 28 Lemurenarten. Das sind fast dreimal so viele wie in ganz
Afrika und Asien zusammen, da die Konkurrenz durch Menschenaffen fehlt.
Außerdem 40 verschiedene Arten von Chamäleons. Die Größten unter ihnen
können eine Länge von über einen halben Meter erreichen. Über 150 Vogelarten
sind bekannt. Der berühmteste und legendenumwobenste unter ihnen ist der
"Vogel Rock". Er ist bereits ausgestorben. Etwa 1000 Baumarten sind bekannt.
Darunter viele, die sonst nirgends auf der Erde wachsen. Madagaskar zählt
zurzeit ca. 10 Millionen Einwohner, aufgeteilt in 21 Bevölkerungsgruppen.
Mit 2,5 Millionen Köpfen stellen die Merina die Größte.Maroantsetra
bildet die Tür ins Reich der Lemuren. Das Hotel Du Centre bietet einfache
Bungalows aus Buschmaterial, die Dächer sind mit großen Blättern der
Ravinalabäume gedeckt. Hier erfrage ich bei Cyrille, dem Eigentümer, wie man
am Besten in den Regenwald kommt und welcher Führer der geeigneteste ist.
Ein guter Guide ist nicht der, der den Weg kennt, sondern der, der ihn auch
in einem Notfall wieder findet. Als erstes erfahre ich, daß der gesamte
Masoala - Regenwald, seid 1997 ein Nationalpark ist. Das stand natürlich in
meinem zehn Jahre alten Reiseführer noch nicht drin. Da heißt es jetzt
umdisponieren. Bald stellt sich heraus, daß ein Mann namens Armand für mich
der in Frage kommende Führer sein wird.
Er kennt die Wege und Risiken, weiß, wie die Tiere und Pflanzen heißen und
wo sie sich befinden. Wir werden noch am selben Tag bekannt gemacht. Als er
hört, was ich alles so vorhabe, empfiehlt er mir auch einen Besuch auf der
520 Hektar großen Insel Nosy Mangabe, einem der letzten Naturparadiese der
Erde (seid 1966 Nationalpark). Sie ist mit dem Motorboot in einer knappen
halben Stunde zu erreichen. Ich bin einverstanden und entschließe mich, drei
Nächte dort zu bleiben. Armand meinte gleich, ob ich sicher sei solange
dazubleiben, denn es gibt keine guten Übernachtungsmöglichkeiten. Nur eine
Rangerstation und die habe nur offene, einfache mit Ravinalablättern
überdachte Schlafplätze (keine Wände) mit hartem Untergrund aus Holz (keine
Betten). Die meisten Reisenden kommen am Vormittag und fahren am Nachmittag
wieder ans Festland zurück. Das lohnt sich natürlich nicht. Ich beauftrage
Armand noch heute, das Boot für morgen früh, klar zu machen und lege den
Treffpunkt auf 6.30 Uhr fest.
Am
nächsten Morgen kaufen wir auf dem Markt für drei Tage Proviant ein.
Einkaufen ist hier nicht so einfach, denn die Verfallsdaten sind meist
Monate darüber oder manchmal schon jahrelang abgelaufen. Viele Produkte
tragen erst gar keine. Auch Kohle müssen wir organisieren, denn es ist
verboten, Holz aus dem Wald für unsere Feuerstelle zu nutzen. Frisches Wasser
ist auf der Insel vorhanden, man kann es bedenkenlos trinken. Kochgeschirr
usw. bringt Armand von zu Hause mit. Um 8.00 Uhr sind wir am kleinen Hafen
und nehmen wie geplant das Boot. Beim Einsteigen stelle ich schon fest, daß
der Bootsführer Probleme mit dem Motor hat. Ich frage, ob alles okay sei?
"Ja, ja, kein Problem". Meine Bedenken waren berechtigt. Noch nicht einmal
auf halber Strecke fiel der Motor aus und wir hatten keine Möglichkeit ihn
zu reparieren. Mit einem vorbeikommenden Fischerboot will der Bootsführer
nun zurück nach Maroantsetra, und dann anschließend mit einem anderen
Motorboot wiederkommen. Zwanzig Minuten sitzen wir nun schon fest und die
Sonne brennt erbarmungslos vom wolkenfreien Himmel auf das offene Boot. Eine
nicht weit entfernte Landzunge, auf der einige kleine Büsche wachsen, wollen
wir durch paddeln erreichen. Nach dem Anlanden sitzt Armand als Erster in
einem Schatten spendenden Busch und zeigt mir wie es geht. Robinsongefühle
tauchen auf, als wir Nosy Mangabe erreichen. Der Strand direkt vor der Tür
und die ersten White Fronted Brown Lemuren turnen in den hohen Wipfeln der
Makobabäume. An einem Ravinalabaum sonnt sich ein kleiner grüner
Phelsumagecko. Am Boden tummeln sich braune Eidechsen. Einige sind so
zutraulich, daß ich aufpassen muß, nicht auf sie zu treten, und Armand
verspricht: "Es kommt noch viel besser". Als erstes zeigt er mir einen
kleinen Wasserfall, nur eine Minute von unserem Lagerplatz entfernt. Er wird
uns die nächsten Tage als Bad dienen. Noch vor dem Mittagessen will ich
einen Teil der wilden Natur erkunden. Armand ist so heiß darauf mir den Weg
zu zeigen, daß er unbedingt mitkommen will. Es geht durch Afromumom - Büsche
hindurch, deren Früchte, umgeben von einer roten harten Schale, eßbar sind.
Sie schmecken nach Lemmon und etwas nussig.
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