In Agra besteige ich den Jodhpurhowrah – Express nach Kalkutta. In den Gängen drängen sich die Menschen. Mein Billett ist auf den Schlafplatz 18B ausgestellt. Es soll eine Liege in der Mitte sein. Die Doppelstockbetten sind hier nämlich dreistöckig. Die Abteile haben keine Türen und man kann sehen, das alle Pritschen belegt sind, manche sogar doppelt. Hoffentlich hat man mir kein gefälschtes Ticket ausgestellt oder den Platz einfach zweimal verkauft, denn so ging es mir schon einmal in Machu Picchu - Peru. Dort hinten ist eine einzige und zerwühlte Liege frei. Es ist 18B. Im Zug befinden sich nur indische Reisende. An den Wänden krabbeln lichtbraun gefärbte Schaben. Die Fenster sind vergittert. Der Gang ist schmutzig. Gepäckstücke stehen auf dem Boden. Abfälle und Essenreste werden einfach fallen gelassen. Kleinförmige Mäuse sausen blitzschnell dazwischen umher und versuchen etwas Genießbares zu erhaschen. Die Zugfahrt wird 24 Stunden dauern und zum schlafen kommt man nicht. Kinder kreischen, Babys weinen, Männer schnarchen. Laut rufend halten die Essen- und Getränkehändler ihre Waren feil. Bewaffnete Posten kommen durch den Zug. Auf allen Vieren kriecht ein verwahrloster Junge durch den Gang. Er kehrt mit einem dürftigen Handreisigbesen den verstaubten Unrat vor sich her. Anschließend bettelt er die Fahrgäste um milde Gaben an. 

6.20 Uhr fährt der Jodhpurhowrah – Express in den Bahnhof Kalkutta ein. Überall liegen obdachlose, verhalfterte Bettler schlafend auf den verunreinigten Bahnsteigen herum. Es riecht stechend nach Harn. Gleich von mehreren verschmierten Schnorrern werde ich um Almosen angebettelt. Der Ausgang wird von der Farbe Gelb beherrscht. Es sind die Taxis, die hier in Fünfer- und  Sechserreihe auf Passagiere lauern. Schon werde ich von einem Taxifahrer angesprochen: „Taxi, Taxi!“ Gleich darauf der nächste: „Taxi, Taxi!“ Die beiden kabbeln sich und es setzt schwere Fausthiebe. Beide Kämpfer gehen zu Boden und ich laufe schleunigst weiter. Der nächste Fahrer ruft: „Taxi, Taxi!“ „Hast du ein Taximeter?“, möchte ich wissen. „400 Rupie, Rupie No Problema! (1 Euro ca. 56 Rupie)“  Ich lasse ihn einfach stehen. Gleich bedrängen mich die Nächsten: „Taxi, Taxi!“ Auch diese haben kein Taximeter. Meine Habseeligkeiten festhaltend, schlage ich mich nach vorne zum offiziellen Taxicounter durch. Dieser will unbedingt einen Straßennamen oder ein Hotel von mir wissen. Erneut versuche ich ihm zu erklären, dass ich in das Areal mit den Guest Houses möchte. Er versteht mich nicht. Ein junger Inder kommt zur Hilfe und begreift gleich was ich meine. Nun bekomme ich einen Taxischein für 64 Rupie. Nur mühselig kommt das Mietauto voran. Auf der überfüllten Fahrbahn ist kaum ein Durchkommen. Sie ist gänzlich mit Fahrzeugen aller Art verstopft. Allesamt hupen unentwegt aber keiner fährt. Trotzdem geht es irgendwie dann doch vorwärts.   Der Taxifahrer setzt mich an einer Baustelle ab, zeigt mir mit den Fingern an, wo ich langgehen soll. Er hat wohl keine Bereitwilligkeit in diesem Verkehrschaos einen Umweg zu fahren. Das erste einfache Guest House, das ich finde, liegt im vierten Stockwerk eines schlecht verputzten Hauses. Für einen Singleroom mit Bad und WC inside verlangt man 1200 Rupie.  Auf den Hacken mache ich kehrt. Im Ashreen Guest House fordert man 840 Rupie. Eine verschmitzte Reisende, die zeitgleich mit mir hier eintrifft, holt ihren Lonly Planet heraus und zeigt mit einem Finger auf den Preis von 350 Rupie. Der Mann am Empfang meint dazu: „Ja, das war letztes Jahr, dein Lonly Planet ist zu alt.“ Ich habe nach über 24 Stunden Unterwegssein die Schnauze voll und nehme ein Zimmer.Natürlich möchte ich auch wissen, wo sich das Tiger Wild Life Office in Kalkutta befindet. In einer halben Stunde soll ich wieder zur Rezeption kommen. Dann kommt jemand der Sundarbanstouren Vorort anbietet. Es ist Jolly. „Wie viele Nächte willst du bleiben?“, fragt er mich. „5 bis 7. Es kommt darauf an, wie es mir gefällt.“ „Wann soll es losgehen?“ „Morgen, hast du ein Boot?“ „Ja und ich kann dir die Genehmigung für die Sundarbans noch heute besorgen.“ „Okay.“ Am Nachmittag treffen wir uns wieder. Jolly hat die Approbation nur für 3 Nächte und 4 Tage bekommen. Das ist mir zu wenig, gebe ich ihm zu verstehen. „Das macht nichts, du kannst so lange bleiben wie du willst. The boat is

 

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