yours.
Du zahlst die Zusatznächte anschließend einfach bei mir nach.“ The boat is yours,
das klingt doch in meinen Ohren. „Was ist mit den Kontrollposten am
Nationalparkeingang?“, frage ich. „Kein Problem, das sind Freunde von mir.“
„Fährst du mich hin?“ „Nein, Aladin ein Fahrer vom Ashreen. Er wird auch bei dir
bleiben, da die Bootsleute kein Englisch sprechen.“ Einen Stadtmenschen
mitnehmen passt mir nicht.
Proviant einkaufen ist nicht
einfach. Niemand weiß, was Wurst in Büchsen ist. „Was ist mit der Verpflegung
der Bootsleute?“, möchte ich wissen. „Da brauchst du dich nicht drum kümmern,
die haben alles.“
Um 6.00 Uhr sollte es eigentlich
losgehen, aber noch am Vorabend hat Jolly auf 8.00 Uhr verschoben und aus 8.00
Uhr wurde 8.40 Uhr. Wir verlassen Kalkutta in Richtung Bamanjthata. Plötzlich
bemerke ich, dass uns Jolly mit seinem Auto hinterherfährt. Durch die
dunkelgetönten Scheiben kann man nicht erkennen, wer sich noch im Fahrzeug
befindet. An einer Tankstelle bemerke ich eine junge Frau auf seinem
Beifahrersitz. Aladin meint, dass sei nur eine Bekannte von ihm.
Nach
viereinhalb Stunden erreichen wir das lebensfeindliche Sumpfgebiet der Sundarbans (zu deutsch: schöner Wald). Sie stellen das größte
Flussmündungsdreieck der Welt dar. Gebildet werden sie durch die mächtigen
Himalaya-Ströme Ganges, Brahmaputra und Meghna.
Die imposante “Maa-Tara“ (für 50 Passagiere) liegt für mich auslaufbereit an
der betonierten Anlegebrücke. Wie sich herausstellt gehört das Boot gar nicht
Jolly, sondern dem 36-jährigen Inselbewohner Surjyakanta Sarkar. Zwischen den
beiden Männern bricht ein lautstarker und langanhaltender Disput aus.
Wahrscheinlich wollte Jolly Surjyakanta mit einer zu niedrigen Heuer abspeisen.
Jetzt erst verstehe ich warum
Jolly in Begleitung ist. Hier, wo sich Fluss und Meer begegnen, will er auf
meine Kosten eine Gratisspazierfahrt mit seiner attraktiven Begleiterin
unternehmen. Richtig gedacht, es dauert nicht lange und er spielt sich als
galanter Kapitän auf. Auf der eindrucksvollen Maa- Tara geht nun ein netter
Ausflug für die beiden über die Bühne. Es kommt noch praller! Nach seiner
Spritztour stellt sich heraus, dass er die Nationalparkwächter gar nicht kennt
und ich meinen Stempel heute nicht mehr bekomme. Anschließend fährt er
händchenhaltend und mit reinem Gewissen nach Kalkutta zurück. Aber vorher gibt
es noch eine lebhafte Aufregung. Jemand ruft: „Tiger, Tiger!“ Überstürzt eilen
die Sundarban-Reisenden auf einen nahen Aussichtsturm zu. Surjyakanta packt mich
fest am rechten Arm und schleift mich regelrecht die schmale, mit Menschen
verstopfte Treppe zur Aussichtsplattform hinauf. Auch er ruft jetzt: „Tiger,
Tiger!“ Verblüfft versuche ich einen Blick zu erhaschen, aber überall drängen
sich die eng stehenden Menschen. Auf den Zehenspitzen stehend kann ich weit und
breit keinen Tiger sehen. „Drinking sweetwater“, ruft einer. Ah! Ich habe viel
zu weit gesucht. Hier, weiter vorne an einem Krokodilaufzuchtsbecken hat ein
Tiger die Einzäunung heruntergedrückt und ist in die Vergatterung eingedrungen,
um Süßwasser zu trinken. Leider ist das Licht schon zu schwach und die
Entfernung zu weit für ein Foto. Darüber hinaus ist er noch von einem Holzpfahl
halb verdeckt. Überlegen verschwindet der Tiger nach seiner ausgiebigen
Saufpause im Dickicht der Sümpfe. Nur eine qualitativ schlechte Filmaufnahme
bleibt zur Erinnerung zurück. Surjyakanta meint das ich großes Glück habe, denn
der letzte Tiger wäre hier vor 3 Jahren gewesen. Ich nehme das mal so zur
Kenntnis.
Am Abend stelle ich fest, dass
gar kein Proviant an Bord ist und das der Bootsmann Abhijit und der
Bootskoch Khakan erst einkaufen gehen müssen. Aladin hat natürlich auch nichts. Ich soll
mitkommen und alles finanzieren. Wir laufen eine gegenüberliegende, bewohnte
Insel an. Obwohl wir genügend Petroleumlicht haben wird die Maa-Tara an einem
Boot mit Stromaggregat festgemacht. So wollen sie elektrisches Licht abstauben
und Petroleum einsparen. Mir gefällt das nicht, denn das ohrenbetäubende
Aggregat wird die ganze Nacht eingeschaltet bleiben. Nach dem Einkaufen lasse
ich sie noch das Abendbrot zubereiten. Nun verlange ich, dass sie weit
rausfahren und vor Anker gehen, sonst könne ich nicht schlafen. Sie tun das auch
- geht doch. Mitten in der Nacht ankern zwei kolossale Boote mit indischen
Touristen an Bord neben uns und beide lassen ihre lärmenden Aggregate bis zum
frühen Morgen laufen.
Bei
Sonnenaufgang wird das Deck geschruppt und erst dann fahren sie mich zum
Kontrollpunkt. Hier dauert es fast noch eine halbe Stunde bis ich meinen
Stempel bekomme. Aber wir dürfen nicht allein
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