Von San Carlos de Rio Negro soll es mit dem
Speedboot in Richtung Rio Casiquiare gehen. An Bord Flaco, ein Bareindianer und der Venezolaner Andru, der eine Mitfahrgelegenheit bis Capiguara sucht. Flaco und Monte, ebenfalls ein Bare, haben von Samariapo (Rio Orinoko) ausgehend eine Fischexpedition bis hier her begleitet. Die Forschungsmitglieder werden diesseits mit einer Chartermaschine zurück nach Puerto Ayacucho (100 000 Einw.) geflogen, diese Maschine durfte auch ich für meine Anreise nutzen (hierher gibt es keine kommerziellen Linienflüge und keine Straßenanbindung). Nun müssen noch die Boote zurück nach Samariapo gebracht werden. Das zweite liegt in Pavon (22 Einw.). Es ist ein 12 m langes, überdachtes Metallbongo, auf dem Monte auf uns wartet. In Puerto Ayacucho hat Axel, ein hier ansässiger Deutscher, für mich alle erforderlichen Papiere besorgt. Ohne diese darf man nicht in das Yanomamiterritorium, das auch gleichzeitig Grenzgebiet zu Kolumbien und Brasilien darstellt, einreisen. Ihm gehören auch die Boote. Auch eine zusätzliche, kostenlose Schutzimpfung gegen Masern und Röteln war noch vor Ort erforderlich. Vor dem Besteigen des Bootes auf dem Rio Negro musste ich mich noch einer scharfen Militärkontrolle unterwerfen. Der bewaffnete Posten kontrolliert ob ich auch alle Stempel auf den Schriftstücken habe, dann alle Taschen vollständig auspacken! Das ganze Programm eben. Passport, alles okay und ich bekomme wieder einen neuen Stempel dazu. Alsbald gelangen wir an den Rio Casiquiare (ca. 295 km lang). Am Abend erreichen wir die kleine Siedlung Esperansa (28 Einw.). Hier werden wir die erste Nacht verbringen. Zum Abendessen trifft sich die ganze Einwohnerschaft unter einer offenen Palmblattüberdachung. Wir geben etwas von unserem Proviant dazu. Hierzulande ist es Brauch, das alle Familien zusammen speisen.

 Am Südufer des Casiquiare stoßen wir auf die ersten fischenden Yanomamis. Die jungen Mädchen und die Frauen alle traditionell topless. Einige Kinder springen in das Flusswasser und schwimmen auf das sich annähernde Boot zu. An unserer Bugspitze klammern sie sich fest. Es ist toll in die unkomplizierten Indianergesichter zu schauen. Ihre Augen glänzen wie das Licht des Mondes. An einer brodelnden Stromschnelle bekommen wir Schwierigkeiten. Es ist Trockenzeit und die Flüsse führen wenig Wasser. Alle Mann von Deck! Schieben, ziehen und stemmen ist angesagt. Auch das uns bald folgende Yanomamibongo muss den Katarakt passieren. Da es voll beladen ist, liegt es sehr tief in den Fluten. Wir warten um ihnen zu helfen. Pavon erreichen wir am Mittag (32° C) des nächsten Tages. Wieder eine Militärkontrolle. Passport, Papiere und das ewige warten auf den Stempel. Bei einer Familie bekommen Monte, mit dem ich nun bekannt gemacht werde, Flaco und Andru anstandslos reichlich frische Barrakudas als Mittagessen angeboten. Als Drinks wird das klare Wasser des Casiquiare gereicht. Um in das Yanomamidorf Yakame zu gelangen, müssen wir wieder etwas zurück stromabwärts fahren. Dazu nehmen wir das lange Bongo. Auf einmal eine dramatische Hektik vorne im Boot. Was ist los? "Oh, oh, oh", etwas schwimmt auf dem Wasser. Es ist eine farbige Korallenschlange. "Los, los, los Monte, Monte das Boot wenden! Foto, Foto!" Vor lauter Aufregung vergesse ich, das ja filmen viel besser gewesen wäre. Von oben herab zu fotografieren ist unvorteilhaft. Vor dem Reiseantritt kaufte ich mir extra noch eine kleine Digitale. Ich greife aber gewohnheitsgemäß immer gleich zum Fotoapparat.

 

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